Arbeit im Lager

Und dann möchte ich Deinen erstaunten Blick sehen, wenn Du plötzlich wieder einen Brief in Maschinenschrift erhälst. Des Rätsels Lösung: Seit einigen Tagen bin ich im engl. Arbeits-Büro und arbeite mich für einen Kameraden, der nach Hause kommt, ein und übernehme seine Stelle. Dadurch schlage ich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Erstens mal brauche ich mich den engl. Farmern nicht mehr rumzuärgern und die mehr oder weniger schwere körperliche Arbeit fällt für mich weg, dann stekke ich den ganzen Tag im Büro, bei dem vielen Regen hier kein Nachteil und dann bin ich gezwungen meine engl. Kenntnisse zu vervollständigen.

Transkription zu Heinz Benedix, Inv.Nr. 3.2015.3641.6

18.5.47.
Meine liebe Marianne u. Kinder. Zunächst muss ich Dir herzlichst für
Deine lang. Briefe v. 21. u. 25.4. danken, die wieder sehr viel Neues für
mich brachten. Und dann möchte ich Deinen erstaunten Blick sehen, wenn
Du plötzlich wieder einen Brief in Maschinenschrift erhälst. Des Rätsels
Lösung: Seit einigen Tagen bin ich im engl. Arbeits-Büro und arbeite
mich für einen Kameraden, der nach Hause kommt, ein und übernehme seine
Stelle. Dadurch schlage ich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Erstens
mal brauche ich mich den engl. Farmern nicht mehr rumzuärgern und die
mehr oder weniger schwere körperliche Arbeit fällt für mich weg, dann stek-
ke ich den ganzen Tag im Büro, bei dem vielen Regen hier kein Nachteil
und dann bin ich gezwungen meine engl. Kenntnisse zu vervollständigen.
Dann gibt es noch weitere Vorteile, die ich nicht alle anführen kann. –
Ich glaube fast, dass einige Briefe verloren gegangen sind, denn die
Zeitspanne zwischen Deinen letzten und den heutigen Briefen ist mir
doch zu gross, hoffen wir, dass sie noch nachkommen. Auch ich freue
mich mit Dir, wenn es Dir gelingt immer ein Stück nach dem anderen
zu erwerben. Auch mir geht es so, denn ein paar Kleinigkeiten, die
Du schon lange nicht mehr kennst, konnte ich kaufen und kommen in den
grossen Sack, den ich mal nach Hause mitnehme. In einem der nächsten
Briefe werde ich Dir schon mal ein paar Sachen aufzählen. Das Rezept
genau beschrieben von Deiner Schlagsahne kannst Du mir mal einsenden,
die Mittel, die Du da anführst, haben wir auch, da möchte ich mal mei-
ne Kumpels überraschen. – Ich finde es geht mit der Maschine doch
weniger auf diesen Brief. Viele herzl. Grüsse u. Küsse Dein Heinz

Tagesbeschäftigung 1/2 6 Kühe von der Weide holen, melken, 1/2 8 Uhr Frühstück anschliessend Wicken (Nahrung für die Kühe) mähen (habe ich auch schon gelernt.) und holen bis 11 Uhr, Melken, 12.00 Mittag, 1/2 2.00.-5.00 Hof und Gartenarbeiten. Bin ebenfalls Gemüsegärtner jetzt, 5.00 melken, Stall machen, 7.00 Feierabend, 1/2 8 Abendessen.

Tranksription zu Werner Jäger, Inv.Nr. 3.2009.2221.3

St Michel, 2.6.46
Liebe Mutti, Vati und Omi!
Mir geht es gut. Erhielt vor kurzem Antwortbrief vom 21.IV.
Ich bin noch immer Schweizer. Tagesbeschäftigung 1/2 6 Kühe von
der Weide holen, melken, 1/2 8 Uhr Frühstück anschliessend
Wicken (Nahrung für die Kühe) mähen (habe ich auch
schon gelernt.) und holen bis 11 Uhr, Melken, 12.00 Mittag,
1/2 2.00.-5.00 Hof und Gartenarbeiten. Bin ebenfalls Gemüsegärt=
ner jetzt, 5.00 melken, Stall machen, 7.00 Feierabend, 1/2 8 Abend=
essen. Vor 2 Wochen erhielt ich mein 7. Kälbchen, war schwere
Geburt. 4 Mann Hilfegesund und dick. Meine Freizeit=
beschäftigung ist jetzt neben waschen, stopfen, flicken,
schustern, auch zeichnen. Ich mache kleine Federzeich=
nungen. Aber wie immer nicht nach der Natur, sondern
Märchengestalten und Bilder. – Könnt Ihr mit dem
Herrn, den Ihr bei Bülls kennengelernt habt und der
ihre Wohnungsbeschlagnahme rückgängig machte, nicht
einmal über mein Angelegenheit sprechen? Welche Marken
soll ich aufheben? Mit meiner Berufsausbildung
lasst mich erstmal in Ruhe. Ich kenne ja die Zu=
und Umstände zu Hause gar nicht. Ihr meint ich
soll hierbleiben. Ist viel verlangt. Heimat ist Heimat.
Oder aber ich kann ja hier heiraten und je reste la
haut mieux! Nun Ihr Lieben, an alle herzlichste Grüsse Euer
Werner

Bin halt leider inzwischen wieder beim Holzfällen angelangt. Augenblicklich mache ich Anstrengungen um Zivilarbeiter zu werden. Ubermorgen werde ich Gelegenheit haben mich bei einem Radiohändler vorzustellen.

Transkription zu Ernst Neugebauer, Inv.Nr. 3.2011.5059.4

Karlstal, den 10.10.47.
Liebe Mutter und Schwestern!
Euren lieben Brief vom 7.9. habe ich dankend erhalten.
Bin halt leider inzwischen wieder beim Holzfällen
angelangt. Augenblicklich mache ich Anstrengungen
um Zivilarbeiter zu werden. Ubermorgen werde ich
Gelegenheit haben mich bei einem Radiohändler
vorzustellen. Ich habe mich noch an einer anderen
Stelle beworben falls ich mit dem ersteren nicht einig
werde. Im Wald möchte ich halt den Winter nicht
gerne bleiben und vieleicht kann ich Euch dann
auch so in der einen oder anderen Angelegenheit
unterstützen. Bis spätestens März soll auch jedem
Zivilarbeiter ein 4 wöchiger Urlaub gewährt werden,
worauf ich mich ganz besonders freue. Ich möchte
doch gerne eimal meine neue Heimat besichtigen
und vor allem in Eurer Mitte weilen. Von Bruder
Josef bekam ich gestern einen Brief. Er fühlt sich
ja ganz zufrieden. Von seinem ehemaligen Lhof [?]
ist es ja bestimmt schovel [?, „schlecht“], wenn er im noch Geld
vorenthält. Nun muß ich aber schließen und ver-
bleibe mit den herzlichsten Grüßen Euer Sohn
und Bruder Ernst [?]