Ernst Neugebauer, Brief von 1946 nach Goldberg an seine Mutter Marie über ehem. Kamerad Herrmann, Inv.Nr. 3.2011.5059.11

französische Kriegsgefangenschaft, Heimkehr vermutl. 1948

Transkription zur Kriegsgefangenensendung

Albersweiler, am 27.05.46.
Liebe Mutter und Schwestern.
Mein bester Kamerad Hermann Horn wird morgen früh
unser Kommando verlassen, um die Heimreise anzutreten. Ich will
diese Gelegenheit benützen, um Euch eine kleine Freude zu machen.
Ich habe ein wenig Bohnenkaffe sowie 2 Rollen Zwirn für Euch, und
für Bruder Josef lege ich noch 2 Päcken Taback und ein paar Zigaretten
dazu. Es ist schade, daß gerade Monatsende ist, daß heißt meine
Brieftasche ist restlos zusammengeschrumpft, sonst hätte ich schnell
noch einige Kleinigkeiten besorgt. Ich hoffe, daß Euch die paar
Kleinigkeiten gesund und munter erreichen, so wie sie mich
verlassen haben. Ich bin jetzt Vertrauensmann beim hiesigen
Kommando, das gibt wohl allerhand Arbeit und Lauferei aber im
großen ganzen ist es schon auszuhalten. Dieser Kamerad und
noch ein anderer waren bei mir, als ich versuchte die Heimreise
ohne Entlassungsschein anzutreten. Jetzt bin ich nur noch allein
von dem Kleeblatt, den der dritte ist inzwischen Freiarbeiter
geworden. Am kommenden Sonntag wird er mich besuchen. Sonst
geht das Leben so seinen alten Gang weiter. Wir wollen halt
hoffen, das auch uns, die wir noch dableiben müssen recht
bald das Glück der Entlassung zuteil wird.
Damit will ich nun schließen und verbleibe mit
den herzlichsten Grüßen Euer Sohn und Bruder
Ernst
Den Kaffee sollt Ihr nicht aufheben bis komme, wie damals 1944.