Erwerb von Gebrauchs- und Verbrauchsartikeln

Wie steht es mit Deiner Garderobe? Bist Du noch mit allem eingedeckt oder woran fehlt es Dir? Ich könnte versuchen, Dir das fehlende eventuell getragen in gutem Zustand zu besorgen, denn Kleiderpunkte kann ich nicht genügend auftreiben, während man hier und da getragene Sachen punktfrei bekommen kann.

Transkription zu Wilhelm Klein, Inv.Nr. 3.2017.1295.3

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Dulverton, den 2./5./48.
Mein liebstes Annyfranchen!
Nachdem ich gestern (Samstagabend) von einer
Reise, die mich diesmal nach Exeter und Exmouth
geführt hat, zurückkehrte, fand ich Deinen lieben
Brief vom 25.4. vor, über den ich mich sehr gefreut
habe, zumal er den Empfang des kl. Lebensmittel-
paketes bestätigte. Der Brief war diesmal nur 5 Tage
unterwegs, fein was? Ich kann gut verstehen, daß
es für Dich eine Enttäuschung war, zu erfahren, daß
die Einreisegenehmigung für unsere Frauen noch
nicht erteilt wird. Ja, Liebling, es wird leider alles
mit zweierlei Maß gemessen. Unter den gegen-
wärtigen Bedingungen werde ich natürlich alles
andere tuen, als mich noch einmal zu verpflichten.
Außerdem habe ich das Leben in der Gemeinschaft
derartig dick, daß ich froh bin, wenn diese Zeit
vorüber ist. Gibt man uns nicht die Möglichkeit
auch in andere Berufe hereinzukommen und
damit eine vollkommende Gleichberechtigung, so
werde ich es vorziehen, nach Ablauf dieses Jahres
nach Deutschland zurückzukehren, ganz gleich,
wie es aussieht. Verhungern werden wir dort
auch nicht, wenn wir zusammenhalten und
wenn wir auch nur 2 Zimmer haben, so wollen
wir uns vorerst damit begnügen. Besteht
natürlich eine Möglichkeit, daß wir nach
Übersee gehen können, so werde ich das

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vorziehen. Ich sehe vollkommen ein, daß ich
mich, wie Du meinst, entschließen muß, denn
dieses hin und her geht auf die Dauer nicht.
Hatte immer gehofft, daß die Bestimmungen
bezgl. Einreisegenehmigung gelockert würden aber
allem Anschein nach ist irgendein Haken,
warum man die Einreise der Angehörigen ver-
hindert. Vielleicht liegt es auch an der momentanen
Spannung zwischen Ost und West.
Mit dem Urlaub ist es leider so, wie Du schreibst, ob-
schon man uns im Januar im brit. Rundfunk einen
Urlaub nach Deutschland zugesagt hatte. Man wird,
wie gesagt, immer mit Versprechungen gespickt.
Na, diese 8 Monate gehen ja nach so langem warten
auch noch vorüber und dann müssen wir halt
sehen, was wir machen. Es ist eigenartig, daß Frankreich
so großzügig mit den ehem. Kriegsgef. ist, immerhin
anerkennenswert. Es ist sehr lieb von Dir, daß Du
meine Garderobe und Wäsche sorgfältig behandelst,
denn wenn ich wieder nach D. komme, werde ich
jedes Teil wohl notwendig gebrauchen. Werde mir,
wenn ich jetzt meine weiteren Kleidungsstücke bekomme,
noch 2 Oberhemden anschaffen, denn diese benötige
ich wohl am dringendsten. Auch 1 Paar Schuhe
muß ich mir noch anschaffen, da ich nur 1 Paar
neue Schuhe besitze. Ich habe zwar bei Dir noch
einige Paar aber immerhin sind auch Schuhe
ein wertvoller Artikel. Kannst Du mir vielleicht
einmal mitteilen, was ich noch an Garderobe
und Schuhen im Besitz habe, damit ich mir

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hier das notwendigste noch anschaffen kann.
Vielleicht benötige ich auch noch 1 Mantel?
Wie steht es mit Deiner Garderobe? Bist Du noch
mit allem eingedeckt oder woran fehlt es Dir?
Ich könnte versuchen, Dir das fehlende eventuell
getragen in gutem Zustand zu besorgen, denn
Kleiderpunkte kann ich nicht genügend auftreiben,
während man hier und da getragene Sachen
punktfrei bekommen kann.
Wie würde es mit einer Anstellung für mich aus-
sehen, wenn ich Ende des Jahres zurückkehren
würde? Schreibe mir ruhig einmal offen darüber,
denn es hat ja keinen Zweck, mit etwas hinterm
Berge zu halten. Mit englischen Sprachkenntnissen
und einer guten Referenz von Amerika und
England müßte man doch eigentlich, ungeachtet,
ob man einmal Kg. [?] war, eine Anstellung finden
und wenn es bei der Militärverwaltung wäre.
Vielleicht kannst Du Dich einmal so hinten-
herum erkundigen oder kann Clemens einmal
irgendwie Auskunft einholen, ohne Namen usw.
zu nennen. Wie geht es übrigens Clemens und
Franzi? Es war nett von Franzi, Dir einen Besuch
abzustatten. Bitte grüße sie unbekannterweise
recht herzlich von mir.
Nun will ich schließen, Dir alles Liebe und
Gute wünschend auf ein hoffentlich baldiges
Wiedersehen
Dein Dich liebender Mann Willy
Bitte Herren Pfarrer u. Familie sowie Deine Lieben
recht herzlich von mir zu grüßen.

Bis jetzt habe ich fuer Dich besorgt: Naeh- und Stopfnadeln, Zwirn, Stopfwelle, Sacharin Kakao, Bohnenkaffee, Erbsen, Gummiband, fuer die Kinder Schreibhefte, dann Zahnputzsteine[,] Hosenknoepfe. Hoffentlich, gelingt mir noch weitere Sachen zu erwerben. Deshalb moechte ich Dich bitten, mir weitere Artikel anzugeben, die Du brauchst, aber nicht bekommst. Vorausschicken moechte ich, dass hier in England so ziemlich alles rationiert auf Marken gibt und vieles sehr teuer ist.

Transkription zu Heinz Benedix, Inv.Nr. 3.2015.3641.7

[Vorderseite]
Langar, den 24.5.47.
Meine liebe Marianne!
Du sollst wie immer die Erste sein, die von unserer neuen Erleichterung, einmal Im Mo-
nat einen Brief im Umschlag zu stecken, und der nicht von so unzaehligen Unberufenen ge-
lesen wird, erhaelst. Das sollte die Ueberraschung fuer Dich sein, die ich im letzten
Briefe angekuendigt habe. Da mir aber heute nur ein kleiner Umschlag zur Verfuegung
steht, kann ich Dir noch nicht soviel schreiben, wie ich gerne moechte, aber bestimmt
wirst Du etwas mehr von mir erfahren, als wie sonst. Ich muss mich erst mal erkundigen,
ob groessere Formate zugelassen sind und wenn ja, mir groessere Umschlaege besorgen las-
sen. Dies ist alles nicht so einfach, denn bekanntlich erhalten wir eine Art Lagergeld,
das wir nur in der Kantine umsetzen koennen, wo es aber nicht immer alles zu haben ist,
was man gerne haben moechte. Im naechsten Briefe bekommst Du wieder eine Ueberraschung.
Da kannst Du mal ein bischen raten, was es sein koennte. – Eben habe ich Deine Briefe vom
letzten Monat alle durchgelesen, aber ehe ich Dir sie nochmal, aber gruendlicher beant-
worte, moechte ich Dir eine kurze Schilderung unseres Lagers geben, die Dich bestimmt
auch interessieren wird, denn ich glaube, darueber weisst Du noch am allerwenigsten.
Untergebracht sind wir in grossen, viereckigen und kleinen, runden Huetten. Die grossen
sind im Winter waermer als die kleinen aus Blech gebauten sogenannten Nissen-Huetten.
Die Betten sind zweistoeckig und ausnahmsweise gefedert, ansonsten besteht die Federung
nur aus Bandeisen. Unser Lager ist ein Hauptlager und geniesst dadurch verpflegungsmaess.
gewisse Vorteile, nachteilig ist allerdings, dass die Belegschaft eben ziemlich gross
ist. Bei uns auf der Bude liegen 40 Mann, ein ewiger Wechsel, denn die einen kommen
nach Hause, die anderen kommen wieder aus anderen Lagern hierher, um in der Landwirt-
schaft eingesetzt zu werden. Die sanitaeren Anlagen hier sind ausgezeichnet, weil es ein
ziemlich neues Luftwaffen-Lager war. Waschraeume und Duschraeume sind sehr gut im Ver-
haeltnis zu anderen Laegern, in denen ich war. Auch die Speisesaele sind sehr sauber u.
auch das Kuechenpersonal, uebrigens alles von Deutschen besetzt, versteht etwas von sei-
nem Handwerk. Dann hat sich im Laufe der Zeit alles entwickelt: Fussballplatz, Faustball-
platz, sogar ein Tennisplatz ist geschaffen worden. Ziemlich neuen Datums ist ein
Lese – und Unterhaltungsraum, eine Baracke ist fuer Skatspieler reserviert, Unterrichts-
raeume, eine reichhaltige Bibliothek sorgt fuer Lesestoff, z.T. ganz neue politische
Buecher aus der Schweiz, im Leseraum staendig die neuesten engl. Tageszeitungen und Il-
lustriert.en, hin und wieder deutsche Zeitungen, allerdings nur aus den westlichen Zonen
und ganz selten aus Berlin. Als neuesten Schlager der Rundfunk. Auf allen Baracken einen
Lautsprecher, im Freien 2 Grosslautsprecher, so dass Du ueberall Musik und Nachrichten
hoeren kannst. Es wird ja viel der engl. Jazz gebracht, noch schlimmer ist der amerikani-
sche. Leider muessen sich deutsche Kapellen im Rundfunk ueberbieten und dieses Gedudel
nachmachen . Um dieses Lager ist allerdings der Stacheldraht, den wir aber schon ganz
uebersehen haben. Bewacht werden wir von deutscher Polizei, damit die engl. Zivilbevoel-
kerung uns nicht rauben kann. Ganz vergessen habe ich zu erwaehnen den Vertrauensrat.
Von jeder Huette wird ein Mann gewaehlt und diese Maenner treten nun zusammen und tagen.
Alles was im Lager verbessert werden kann und was der Englaender genehmigt, wird getan,
um das Lager zu verschoenern. Der Theater- und Kinosaal ist draussen in der engl. Linie,
das heisst dort, wo das engl. Militaer wohnt. Uebrigens werden hier auch die Tanzabende
der Umgebung abgehalten, angeblich soll in der Naehe kein solch grosser und schoener
Saal vorhanden sein. Fuer deutsche Verhaeltnisse klingt das etwas eigenartig, denn wir
sind oder sagen wir lieber waren etwas besseres gewoehnt. Das Lager liegt inmitten eines
grossen landwirtschaftlichen Gebietes, etwa 6o Kilometer von der groessten Stahlstadt
weg inmitten fruchtbaren Gebietes. Nur Doerfer oder kleinere Staedte sind in etwa 5-11
km Entfernung. Seit Weihnachten duerfen wir das Lager verlassen ohne Posten und ohne
dass wir zur Arbeit gehn. Da das Land flach wie ein Teller ist, Spazierwege hier in der
Gegend nicht bekannt sind, zieht es mich nicht herauszugehen und die Landstrassen abzu-
tippeln. Manche Kameraden werden ja des Sonntags eingeladen zum Mittagessen und zum Tee,
aber das sind erstens mal wenige und zweitens muss ja das Vieh auch des Sonntags auch
verpflegt werden. Nur ganz vereinzelt gibt es Leute, die sich des Sonntags P.o.W.s ein-
laden, und sich mit ihnen ganz vertraut unterhalten. Ansonsten kommst Du Dir eben wie
ein Mensch zweiter Guete vor. –

Nun zu Deinen Briefen. Eben habe ich mir mein Hauptbuch angesehen, da habe ich gestern
geschrieben, dass ich schon seit 14 Tagen keine Post erhalten habe, das muss ich zurueck
ziehen, denn es ist erst eine Woche her entschuldige bitte. Da ist Dein Brief vom 1 .4.
mit der Reiseschilderung nach Leipzig. Ich kann mir nun wirklich kein Bild machen, wie
es jetzt in Deutschland aussehen mag. Fahren denn wirklich so wenig Zuege oder reisen
denn so viele Menschen, um zu hamstern. Wenn man hier so die Zuege sieht, die Abteile
fast leer, denn der Hauptverkehr auf kurzen Strecken spielt sich hier nur im Busverkehr
ab. Uebrigens ein eigenartiges Bild diese 2 stoeckigen Busse. Wegen einer Geschaefts-
verbindung mit Gerhard vermag ich von hier aus noch nichts zu sagen, denn ich weiss ja
zunaechst noch wirklich nicht, wie meine Zukunft aussehen wird. Rosig jeden falls auf
keinen Fall. Und an eine Geschaeftsgruendung mit nur geborgtem Gelde vermag ich eigentlich
auch nicht zu denken, bei der heutigen Materialbeschaffung. Und mit Gerhard zusammen,
ich weiss nicht so recht. Die Hauptsache bleibt ja zunaechst mal erst meine Rueckkehr
und vorher die Entwicklung Deiner Angelegenheit. Ich habe so den Eindruck, dass Du mit
dieser Umgestaltung nur zum Teil einverstanden bist. Gewiss, ich kann alles verstehen
und begreifen, aber von hier aus kann ich Dir wirklich nicht den Rat, den Du

[Rückseite]
bestimmt von mir erwartet hast. Du darfst nicht verkennen, dass ich praktisch seit 1942
von Euch getrennt lebe und wie sehr sich alles in der Zwischenzeit alles geaendert hat,
vermagst Du allein am allerbesten wissen. Seit 5 Jahren habe ich nur das auszufuehren
was man mir aufgibt, sei frueher beim Militaer gewesen oder jetzt noch vielmehr in Ge-
fangenschaft. Das stumpft alles gewaltig ab. Ich bilde mir immer ein, dass ich nicht wie
so viele meiner naechsten Ungebung stumpf und taub in den Tag hinein lebe, aber aus einer
solchen Entfernung und unter ganz veraenderten, mir noch unbekannten Verhaeltnissen einen
guten und vernuenftigen Rat zu geben, das ist verdammt nicht leicht. Die Meldungen, die
ich den Zeitungen und dem Radio entnehme, und die ich von Heimkehrern aus allen Zonen
hoere und lese, sind so verschieden, dass man sich kein volles Bild machen kann. Der
eine schreibt gut, der andere warnt aus der gleichen Zone. Der Naechste meint gerade in
der Nachbarzone ist am besten und moechte dahin, der vierte hat gerade aus dieser Gegend
berichtet, wie schlecht es dort steht. Wem soll man glauben, wer hat Recht. Die Meisten
sehen halt die Lage nur von ihrem kleinen engem Gesichtspunkte aus, dann kommen die ein-
zelnen Berufe zu. Ueber eins bin ich mir im Klaren, fuer den Handel sind die Aussichte[n]
gut, aber auch andererseits schlecht. Gut sind sie, wenn die Lage in der Wirtschaft etwas
klarer waeren, sei es mit der Waehrung, mit dem Wirtschaftspotential und so vie1em andere[m,]
aber schlecht bleiben sie und schlechter werden sie, wenn nicht im November bei der
naechsten Konferenz irgend etwas Positives herauskommt, wie ich ueber die Lage denke,
koennte ich Dir hoechstens mal sagen, aber nicht schreiben. Ich weiss nicht, ob Du mich
verstehst, abei ich hoffe es wenigstens.

Dann schreibst Du, was ich alles so handwerklich gelernt habe, ja das kann ich Dir nicht
so berichten, aber in der Zwischenzeit habe ich mir eine Aktentasche aus Leinen gemacht,
da kommen schon die Sachen hinein, die ich mal mit nach Hause zu nehmen gedenke. Soll
ich die Sachen schon mal aufzaehlen oder soll ich Dich noch ein wenig auf die Folter span[-]
nen. Vor allen Dingen habe ich gelernt viele Kniffe fuer jeden Beruf und dann habe ich
die Augen aufgemacht und ich hoffe, dass ich so manches spaeter mal verwerten kann.
Bis jetzt habe ich fuer Dich besorgt: Naeh- und Stopfnadeln, Zwirn, Stopfwelle, Sacharin[,]
Kakao, Bohnenkaffee, Erbsen, Gummiband, fuer die Kinder Schreibhefte, dann Zahnputzsteine[,]
Hosenknoepfe. Hoffentlich, gelingt mir noch weitere Sachen zu erwerben. Deshalb moechte
ich Dich bitten, mir weitere Artikel anzugeben, die Du brauchst, aber nicht bekommst.
Vorausschicken moechte ich, dass hier in England so ziemlich alles rationiert auf Mar-
ken gibt und vieles sehr teuer ist. Manchmal hat man Glueck, vielmals keins. Und dass
vor allen Dingen unser Einkommen nicht so ist, dass man grosse Spruenge machen kann.
Unser Verdienst langt gerade dazu, dass man sich taeglich 6 Zigaretten kaufen kann.
9 .4. Das machst Du recht, dass Du nun wieder mal ins Kino gehst. Auch ich versaeume keinen
deutschen Film, der etwa alle 3-4 Wochen mal hier gezeigt wird. Mein Bedarf an engl.
Filmen ist reichlich gedeckt, das ist nicht mein Geschmack. Wenn mal ein guter amerikani-
scher gezeigt wird, werde ich wieder mal hingehen, das passiert so alle 2 Wochen. Gestern
hatten wir unser Wunschkonzert, es war wirklich eine sehr schoene Leistung. Wir haben
eine gute Kapelle von 9 Mann, besonders gross sind sie in Tanzmusik, aber die letzten
beiden Male haben sie auch gezeigt, dass sie die deutsche Musik zu spielen verstehen.
Bei diesen Konzerten sind jedes Mal die engl. Farmer eingeladen. Gestern war ein Rekord-
besuch von etwa 120—130 engl. Gaesten hier, Maennlein und Weiblein, Kind und Kegel,
der Beifall war gut, reichlich und gerecht. Ich muss mich nur wundern, dass sich die
Gaeste am ersten Feiertage so zahlreich eingefunden haben. Aber wenn man bedenkt, dass
hier in England an Sonntagen kein Film, kein Theater spielt, sogar keine Zeitung erschein[t]
eben der Sonntag gefeiert wird, dann ist es wiederum kein Wunder, wenn die Gaeste eine
Zerstreuung suchen und bestimmt auch finden, denn die hohe Qualitaet der Darbietungen
hat sich so langsam herumgesprochen, dass z.T. schon Vorstellungen nur fuer Englaender
gegeben wurden. –

Ueber die Fortschritte der Kinder freue ich mich immer riesig. Bedauerlich auch hier
waere wieder die Umschulung, aber letzten Endes glaube ich, dass sie nur Vorteile davon
haetten. Ich bin ja gespannt, wann ich mal den ersten Brief in der ihnen neuen Sprache
erhalte. Bei der Gelegenheit kannst Du auch Deine Spracktenntnisse wieder ein wenig auf-
frischen und das ist auch von Nachteil nicht. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.
Uebrigens habe ich mir eine deutsche Sprachlehre gekauft, die ist geradezu vorzueglich,
ich hoffe noch weitere Buecher zu erwerben, die alle vom christlichen Verein junger
Maenner gedruckt und verlegt werden, das sind alles Sachen, die bestimmt zu Hause Selten-
heitswert haben. . — Ich hoffe Euch gesund. Vater hatte mir geschrieben, dass er sich
noch nicht so recht wohl fuehlt, dazu kommt, dass die Spännung zwischen den Eltern wie-
der zugenommen hat. Ich glaube, auch hier spricht die Zeit eine grosse Rolle mit. Wenn
Vater an seinem Lebenswerk arbeiten koennte und Mutter haette ihren alten Bekanntenkreis
und wir alle unsere Heimat, dann waere vieles besser und auch schoener auf dieser Welt.
Aber scheinbar soll es nicht so sein. — Du schreibst von den grossen Fruehjahrsaende-
rungen und Verlaengerungen fuer die Kinder, hast Du denn eigentlich Stoff und Zutaten
hierzu? Ich hoffe, wenigstens in sehr beschraenktem Umfange, denn sonst koenntest Du
dies ja garnicht machen. Das es Dir gelint, bezw. gelungen ist, entnahm ich auch Dei-
nem Briefe. Dann schreibst Du im Briefe vom 10.4., ob ich meine Entlassungsnummer weiss.
Vermutlich meinst du meine Gruppe, die hast Du ja in der Zwischenzeit erhalten. Sollte
hier irgend eine Aenderung eintreten, man munkelt davon-, dann erhaelst Du sofort Nachric[ht.]

So, meine liebe Marianne und meine lieben Kinder, heute habt Ihr endlich wieder mal et-
was mehr von mir gehoert, im naechsten Monat wieder mehr. Fuer heute sende ich Euch
viele herzliche Gruesse und Kuesse, auch an die Eltern Dein Heinz

Ich bin mit Bekleidung schon kurz darauf wieder ausgerüstet worden und kann mich also in dieser Beziehung nicht beklagen. Nicht ersetzt wurden hingegen einige Gegenstände, die ich selbst gekauft hatte, wie Rasierzeug, Waschzeug, und was man halt sonst noch so an Krims-Krams hat.

 

Transkription zu Ernst Neugebauer, Inv.Nr. 3.2011.5059.7

Albersweiler, den 2.4.1948.
Liebe Mutter und Schwestern! Recht herzlichen Dank für die beiden Briefe
vom 26.2. und vom 8.3. die ich gestern, bezw. am Mittwoch erhielt.
Es freute mich ganz besonders, wieder einmal einen langen und
mit allerhand Neuigkeiten ausgestatteten Brief zu erhalten.
Die Bilder sind leider noch nicht angekommen, doch habe ich
den lieben Josef schon 2x darum gemahnt. Wegen meines
Peches in Metz, damals, braucht Ihr Euch keine Sorgen machen.
Ich bin mit Bekleidung schon kurz darauf wieder aus-
gerüstet worden und kann mich also in dieser Beziehung
nicht beklagen. Nicht ersetzt wurden hingegen einige
Gegenstände, die ich selbst gekauft hatte, wie Rasierzeug, Waschzeug,
und was man halt sonst noch so an Krims-Krams hat.
Und wenn mans nicht hat lebt man halt auch ohne diese
Gegenstände. Am meisten schmertzt mich der Verlust einiger
Photografien die ich schon jahrelang mit mir herumtrug
und gerade am Vorabend jenes Tages zum Gepäck legte. Jetzt
gegt es mir ja wieder ganz gut und es ist nur schade
daß ich Euch in keiner Weise unterstützen kann. Doch
wollen wir hoffen daß für uns alle auch mal bessere
Zeiten kommen werden. Damit will ich für heute schließen
und verbleibe mit den herzlichsten Grüßen Euer Sohn
und Bruder Ernst

Habe nun einige Wünsche, ich bitte um Zahnbürste, Handwaschbürste, Seifendose, Rasierseife, und um ein paar alte Sportschuhe die ich als Hausschuhe tragen kann.

Transkription zu Konrad Muslewski, Inv.Nr. 3.2015.2888.10

5.12.52
Meine liebe Mutter, liebe Geschwister und liebe Erna.
Herzlichen Dank für Stefans Karte vom 1.8.52, heute möchte
ich näher auf Eure Fragen eingehen. Vom 11.6.52 bis 19.10.52
habe ich zehn Pakete erhalten. Zwei waren direkt
von zu Hause, sieben waren mit Eurem Absender
versehen und ein Paket war vom Dr. Ich bedanke
mich herzlich bei allen. Habe nun einige Wünsche,
ich bitte um Zahnbürste, Handwaschbürste, Seifen-
dose, Rasierseife, und um ein paar alte Sportschuhe
die ich als Hausschuhe tragen kann. Weiter würde ich
mich freuen, wenn mir meine lieben Schwestern ein
paar Aufnahmen schicken würden. Ich möchte doch
gerne einmal meine Nichten und Neffen bildlich
sehen, wenn schon die Mutter und Vater sich mir
vorenthalten wollen. Erna in Postkartengrösse wäre
für mich ein netter Geburtstagsgruss. Nun meine
Liebsten komme ich zum Schluss, ich wünsche
Euch alles Gute und recht viel Glück. Mit den
innigsten Grüssen verbleibt Euch Euer Konrad