Urlaub und Freizeit im Lager

Wir können uns jetzt ziemlich frei bewegen, man kann in dieser Beziehung nicht klagen. Auch die Verpflegung ist ausreichend, wenn auch eintönig. Ich will nachher noch ein wenig zum Sportplatz. Heute früh hatte ich eigentlich vor in die Kirche zu gehen aber leider habe ich es verschlafen.

Transkription zu Ernst Neugebauer, 3.2011.5059.9

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Albersweiler, am 10.10.48.
Liebe Mutter und Schwestern!
Eueren lieben Brief vom 9.9. habe ich
dankend erhalten. Es freut mich, daß Ihr noch
alle wohlauf seid, was ich auch von mir
berichten kann. Unser Kameradenkreis wird
wöchentlich kleiner und bald hoffe ich Euch
auch mitteilen zu können daß ich auf
der Heimreise bin. Ob es im Oktober noch
klappt weis ich allerdings nicht, obowhl
ich jetzt zu den ältesten zähle. Doch komme
was wolle, zu Weihnachten bin ich bei Euch.
Vorigen Sonntag wurde ich hier von einem
älteren Ehepaar, dem ich das Radio gemacht
hatte eingeladen für die Weihnachtsfeier-
tage. Doch da habe ich dankend abgelehnt.
Ich könnte mich wohl allein ganz gut
durchschlagen aber es ist eben die Fremde
und davon habe ich vorlaufig genug.
Gestern abend haben wir wieder ein wenig
Abschied gefeiert. Fünf Kameraden werden
uns diese Woche wieder verlassen, dann
sind wir hier noch 15.
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Wir können uns jetzt ziemlich frei
bewegen, man kann in dieser Beziehung
nicht klagen. Auch die Verpflegung ist aus-
reichend, wenn auch eintönig. Ich will
nachher noch ein wenig zum Sportplatz.
Heute früh hatte ich eigentlich vor in die
Kirche zu gehen aber leider habe ich es ver-
schlafen. Was schreibt Schmoranza Franzla [?]?
Ich will doch gerne sehn, wer früher daheim ist.
Und nun will ich für heute schließen
und verbleibe mit den besten Wünschen und
Grüßen Euer Sohn und Bruder Ernst

z.Z. Bin ich 10 Tage auf Urlaub d.h. ich habe 10 Tage arbeitsfrei und wohne bezw. lebe in einem Heim. Mir gefällt es da sehr gut und ich finde durch die Ruhe wirkliche Erholung.

Transkription zu Lothar Mäge, 3.2017.267.4

9.III.1949
Meine liebe Mutti!
Zu Deinem diesjährigen Geburtstag gedenke ich Deiner in innigster
Verbundenheit und Liebe. Ich wünsche Dir von Herzen weiterhin alles
Gute, Gesundheit und Lebenskraft. Im Gedanken drücke ich Dir dank-
bar Deine Hände und lege alle meine Wünsche mit hinein. Verlebe Deinen
Ehrentag in recht froher Runde lieber Verwandten und Bekannten und
vergeßt dabei die Alltagssorgen. Ich werde an Euch denken und so
im Geiste unter Euch weilen. – Mir geht es soweit noch entsprechend.
Bin gesund und leide nur an Heimweh, das natürlich sehr an einem
zehrt. z.Z. Bin ich 10 Tage auf Urlaub d.h. ich habe 10 Tage arbeitsfrei
und wohne bezw. lebe in einem Heim. Mir gefällt es da sehr gut
und ich finde durch die Ruhe wirkliche Erholung. – Wie geht es Dir
und Elfriede? Warum schreibt Ihr so wenig? Ich freue mich doch so
sehr über jede Zeile. – Hoffentlich baldiges Wiedersehen in der Heimat.
Bleibt recht gesund und schreibt bitte recht viel. – Nochmals herzliche ge-
burtstagsgrüsse und alles Gute sendet und wünscht Dir Dein dank-
barer Sohn Lothar

Meine Freizeitbeschäftigung ist jetzt neben waschen, stopfen, flicken, schustern, auch zeichnen. Ich mache kleine Federzeichnungen. Aber wie immer nicht nach der Natur, sondern Märchengestalten und Bilder.

Transkription zu Werner Jäger, 3.2009.2221.3

St Michel, 2.6.46
Liebe Mutti, Vati und Omi!
Mir geht es gut. Erhielt vor kurzem Antwortbrief vom 21.IV.
Ich bin noch immer Schweizer. Tagesbeschäftigung 1/2 6 Kühe von
der Weide holen, melken, 1/2 8 Uhr Frühstück anschliessend
Wicken (Nahrung für die Kühe) mähen (habe ich auch
schon gelernt.) und holen bis 11 Uhr, Melken, 12.00 Mittag,
1/2 2.00.-5.00 Hof und Gartenarbeiten. Bin ebenfalls Gemüsegärt=
ner jetzt, 5.00 melken, Stall machen, 7.00 Feierabend, 1/2 8 Abend=
essen. Vor 2 Wochen erhielt ich mein 7. Kälbchen, war schwere
Geburt. 4 Mann Hilfegesund und dick. Meine Freizeit=
beschäftigung ist jetzt neben waschen, stopfen, flicken,
schustern, auch zeichnen. Ich mache kleine Federzeich=
nungen. Aber wie immer nicht nach der Natur, sondern
Märchengestalten und Bilder. – Könnt Ihr mit dem
Herrn, den Ihr bei Bülls kennengelernt habt und der
ihre Wohnungsbeschlagnahme rückgängig machte, nicht
einmal über mein Angelegenheit sprechen? Welche Marken
soll ich aufheben? Mit meiner Berufsausbildung
lasst mich erstmal in Ruhe. Ich kenne ja die Zu=
und Umstände zu Hause gar nicht. Ihr meint ich
soll hierbleiben. Ist viel verlangt. Heimat ist Heimat.
Oder aber ich kann ja hier heiraten und je reste la
haut mieux! Nun Ihr Lieben, an alle herzlichste Grüsse Euer
Werner