Wilhelm Pons, Brief von 1944 nach Köln an Bekannte Ursula, Inv.Nr. 3.2012.5272.3

aus Aachen, Unteroffizier, kanadische und britische Gefangenschaft, Heimkehr 1946

Transkription zur Kriegsgefangenensendung

Kanada, den 12. Juli 44
Liebe Ursel!
Ich möchte mich heute wieder mit einem Brief vor-
stellen und Du zunächst recht danken für Deine lieben
Zeilen vom 8., 19., 28.III. und die vom 10.IV. Ich freue
mich besonders, daß Euch daheim trotz aller Kummer
und Arbeit der Mut nicht zu brechen ist, und daß Ihr
alleweil es noch zu kleinen Freuden bringt, sei dies
nun Winterpost, Theater, Kino, Reisen usw. Es wird
Dich sicherlich interessieren, daß wir auch wöchentlich
einen amerikanischen Film sehen – sie sind auch
entsprechend. Doch bietet es oft eine angenehme Ab-
wechslung, wieder einmal im “Leben” schauen zu
können. Wir haben auch eine eigene Theatertruppe,
Varieté-Gemeinschaft, Kapellen, etc., die uns alle in
bunter Abwechslung recht herzlich unterhalten und freuen.
Zur Zeit dürfen wir bei geeignetem Wetter in kleineren
Abteilungen in einem nahegelegenen Fluß baden.
Ich selbst war noch nicht dort, doch hoffentlich in
einigen Tagen. Bis Ende Herbst ruht der Unterricht,
umso fleissiger treiben wir Sport. Z. Zt. lasse ich meine
Zähne überholen – es ist keine freundliche Angelegenheit.
Du siehst, es ereignen sich uns kleine Dinge in
unserer abgeschiedenen Welt [Zensur]
Dein Willy